Arbeitsmarkt

mehrWERT für KMU

19.02.2024
Autorin: Caren Beckers
Das regionale mehrWERT-Team: Gemeinsam starten Anjo Buschmeier und Gaby Middelbeck vom mehrWERT Büro im Landkreis Vechta zu den Betrieben in der Region

Die Themen sind so vielfältig wie die Betriebe: Mal geht es um eine Mitarbeitende, die in kundenzentrierter Ansprache und im Office-­Paket geschult werden soll, mal um die Beantragung von Fördermitteln aus dem Qualifizierungschancengesetz. Bei einem anderen Betrieb wiederum dreht sich alles um das Thema Wissenstransfer, weil ein langjähriger Mitarbeiter ausscheidet. Hier bieten die Beratenden nach dem Erstgespräch einen Workshop vor Ort an. Und der Beratungsprozess ist damit noch nicht abgeschlossen.

„Unsere Beratung richtet sich an alle KMU, die sich für bestehende oder kommende Herausforderungen wappnen möchten“, erklärt Linda Gutt von der Handwerkskammer Hannover Projekt- und Servicegesellschaft mbH. Sie leitet das Projekt gemeinsam mit Anika Weiß und Anjo Buschmeier. Nach Klärung des Bedarfs und der Ressourcen suchen die Beratenden gemeinsam mit dem Betrieb nach passenden Weiterbildungen in der Region und geben Tipps zu Fördermöglichkeiten. „Sollten wir nicht fündig werden, gehen wir auf die regionalen Weiterbildungsanbietenden zu und initiieren die Entwicklung eines passgenauen Angebots“, erklärt Beraterin Gaby Middelbeck. Laut Dirk Gehrmann, erster Vorsitzender des Fachkräftebündnisses Nordwest, gelingt das am besten „ohne Voreingenommenheit und mit dem Mut, bisherige Wege und Denkmuster zu verlassen und neue Akteure und Ideen zusammen zu bringen.“

Dass das mehrWERT-Büro Nord seinen Sitz im Kreishaus Vechta hat, bietet aus Sicht von Wirtschaftsförderin Nicole Bramlage viele Vorteile: „Die Kolleginnen und Kollegen können sich austauschen und profitieren vom gegenseitigen Input. Dies bringt wiederum einen Mehrwert für die Unternehmen. Wir verstehen uns alle als Multiplikatoren und können so optimal wirken.“ Kooperation ist ohnehin die Überschrift über allen Fachkräfte­themen im Oldenburger Münsterland, die Handelnden kennen sich. Das gilt auch für das Team des mehrWERT-Büros Nord.

mehrWERT vernetzt

„mehrWERT – Weiterbildungsverbund im ländlichen Raum“ ist einer von mehr als 50 Weiterbildungsverbünden (WBV) bundesweit. Dieser WBV erstreckt sich insgesamt über die Landkreise Cloppenburg, Vechta, Diepholz, Nienburg/Weser, Schaumburg, Hameln-Pyrmont und Holzminden. Die südliche Region hat ihr Beratungsbüro in Hameln.

Weiterbildungsverbünde (WBV) sind Netzwerke. Bei mehrWERT tauschen sich regionale Akteure und Akteurinnen der Weiterbildungslandschaft und des Arbeitsmarktes aus. Gemeinsam sorgen sie für ein sichtbares attraktives Weiterbildungsangebot in ihrer Region. In der Beratung machen sie Betriebe und ihre Beschäftigten fit für die Zukunft und sichern dadurch Fachkräfte. Weil mehrWERT vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales und den beteiligten Landkreisen gefördert wird, ist die Beratung für KMU kostenlos.

mehrWERT moderiert

„Wie können wir unser Weiterbildungsangebot auf die Bedürfnisse von morgen abstimmen?“ Viele Weiterbildungsanbietende sind im Frühjahr 2023 ins Zentrum Zukunft nach Emstek gekommen, um diese Frage unter der Regie von mehrWERT zu diskutieren. Denn es gibt Nachholbedarf in punkto Weiterbildung bei kleinen und mittleren Betrieben auf dem Land. Von denen melden sich längst nicht alle bei den Anbietenden von Kursen, Seminaren und Workshops.

Aktionstag Berufliche Weiterbildung mit mehrWERT: Fabio Meyer (Akademie Ulderup), Linda Gutt (Projektleitung mehrWERT) und Sonja Floh (Deutsche Angestellen Akademie, DAA).

„Ohne Weiterbildung keine Fachkräftesicherung!“ Darauf weist an diesem Tag nicht nur Dirk Gehrmann hin: „Wir sind hier, um KMU zu unterstützen.“ Wie das aussehen kann, schildern die Beratenden der mehrWERT-­Büros: „Wir kommen ins Spiel, wenn es um die strategische Personalentwicklung geht.“ Gemeinsam mit dem Betrieb oder Beschäftigten führen sie eine Bedarfsanalyse durch. Später entwerfen sie einen Weiterbildungsfahrplan: Wo möchten Sie sich verbessern? Welche Seminare oder Workshops helfen Ihnen weiter? Welche passenden Angebote gibt es in der Region bzw. welche müssen ggf. noch geschaffen werden? „KMU können uns als Kümmerer nutzen“, so mehrWERT-­Berater und Projektleiter Anjo Buschmeier.

Meldet sich ein Betrieb bei den mehrWERT-­Beratenden, können diese den Kontakt zu den Weiterbildungsanbietenden herstellen. Laut Beraterin Sandra Wessels geht sogar noch mehr: „Wir möchten den Austausch und die Zusammenarbeit unter den Weiterbildungsanbietenden stützen. Wer kann welche Themen bedienen und warum?“ Durch die regionale Zusammenarbeit im Weiterbildungsverbund können die Anbietenden wiederum ihr Angebot optimieren und Ressourcen bündeln. Seminare fallen dadurch seltener aus. „Wir als Bildungsträger sind so stark, wir können genau das anbieten, was die Betriebe brauchen“, so die einhellige Meinung beim Aktionstag in Emstek. Er markiert den Auftakt des Austausches zwischen den Weiterbildungsanbietenden.

mehrWERT befragt KMU

Das itb in Karlsruhe, eine Forschungseinrichtung des Handwerks, hat eine Bedarfs-, Ange­bots- und Lückenanalyse für die mehrWERT-­Region erstellt. Danach hat die Hälfte der befragten KMU keine Ansprechperson oder Organisationseinheit für Weiterbildung im Betrieb. Nur jeder fünfte Betrieb erfasst regelmäßig seine Qualifizierungsbedarfe, ein Viertel aller Betriebe schafft das überhaupt nicht. Die Zahlen zeigen, wie wichtig eine niederschwellige, unabhängige und kostenfreie Beratung zur strategischen Personalentwicklung ist.

Weiterbildungsbedarfe sehen die Betriebe vor allem bei Führungsthemen wie Teament­wicklung, bei Personalthemen wie Motivation und Bindung von Mitarbeitenden oder bei Kommunikationsthemen wie Konfliktmanage­ment und interne Kommunikation. Bei den sogenannten Trendthemen fällt auf, dass Digitalisierung für viele Betriebe ein großes Thema ist, während für Nachhaltigkeit, Diversität oder künstliche Intelligenz augenscheinlich erst einmal sensibilisiert werden muss.

1.500 Weiterbildungen hat Verena Berten vom itb unter die Lupe genommen. „Damit gibt es ein sehr großes Angebot, die Region ist breit aufgestellt.“ Obwohl mehr als 200 Anbietende eine Vielfalt an Veranstaltungen zur beruflichen Weiterbildung im Programm haben, ist diese den meisten Betrieben nicht bekannt bzw. nicht deckungsgleich mit deren Weiterbildungswünschen. Die Angebote sind zum Teil nur schwer auffindbar. Mehr als ein Drittel aller Weiterbildungsangebote behandelt fachspezifische Inhalte, nur sieben bzw. drei Prozent die begehrten Führungs- oder Personalthemen.

mehrWERT-Bera­te­rinnen: Sandra Wessels und Gaby Middelbeck auf der Jobmesse Oldenburger Münsterland.

Beratung durch mehrWERT

„Die Befragung zeigt: Wir liegen mit unserer kostenfreien anbieterübergreifenden Weiter­bildungsberatung in den Betrieben, auf Sprechtagen oder in unseren mehrWERT-­Büros genau richtig“, erklärt Projektleiterin Anika Weiß von der Handwerkskammer Hannover Projekt und Servicegesellschaft mbH. Laut ihrem Kollegen Anjo Buschmeier will das mehrWERT-Team auch den Austausch und die Vernetzung der Weiterbildungsanbietenden weiter begleiten: „Bei mehrWERT gewinnen alle: Die Betriebe, weil wir für sie das passende Weiterbildungsangebot finden, die Anbietenden, weil sie ihr Angebot noch besser auf die Bedarfe der Betriebe zuschneiden können. Außerdem machen wir das Angebot in der gesamten mehrWERT-Region bekannt.“ Projektleiterin Linda Gutt ergänzt: „Und natürlich profitieren auch die Landkreise, weil sie gemeinsam als attraktive Weiter­bildungsregion sichtbar werden.“

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