Lebenswelt

50 plus 3 Stadtmagazine

03.03.2023
Autorin: Ulla Schmitz

Wenn dieses Argumente-Magazin erscheint, haben wir bereits das 53. Stadtmagazin herausgebracht. Sechsundvierzig in Cloppenburg & umzu und sieben als „Magazin für Stadt. Land. Leute“ in Wildeshausen und Umgebung, jetzt auch inklusive Vechta. Zugegeben, wir hätten gerne mit 55 Ausgaben brilliert, doch haben wir schon jetzt die Chance bekommen, auch uns als ein „Argument“ vorzustellen – was wir natürlich sehr gerne wahrnehmen.

Von links: Julia Logemann, Ulla Schmitz, Mechtild Ottenjann, Klaus Deux, Daniela Wilke, Sigrid Lünnemann,  Gina Wichmann, Alfred Panschar, Karin Niemöller und Maria Thanh Mai Pham.

Unsere Erfolgsstory begann Ende 2013, mit der Cloppenburger Unternehmerfamilie Mutlu als Herausgeber. Und weil sich gleich die richtigen Leute zu einem Produktionsteam zusammentaten, dauerte es nicht lange, bis schon im Februar 2014, das erste Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu veröffentlicht wurde. Als Nachfolger des Stadtgesprächs, mit 42 Seiten Inhalt und roten Rosen auf dem Cover. Der Gesprächspartner für die erste Titelgeschichte war Hans-Jürgen Werrelmann vom gleichnamigen Modehaus in Cloppenburg gewesen. Es ging um „Einkaufen gehen vs. online Shopping“, ein Thema, das seither an Aktualität nichts verloren hat und darum im Laufe der neun Jahre Stadtmagazin immer wieder von uns angesprochen wurde und weiterhin wird.

Zurück zum Anfang der Stadtmagazin-Geschichte, in der von Beginn an das Team der Garant war für das Gelingen dieses Projekts – was in seiner Umsetzung nicht immer einfach war, was uns dennoch richtig gut gelungen ist. Einfach, weil wir perfekt zusammenpass(t)en und von Anfang an eigenständig arbeiten konnten. Hinzu kommt, dass wir ein besonders motiviertes Team sind: Daniela Wilke, Grafik Designerin, die schon da, aber dann mal weg war, jedoch schnell wiederkam. Jürgen Heins, unser langjähriger Medienberater. Auch ein Held der ersten Stunde, der die Daten bei den Anzeigenkunden auch schon mal abholen ging. Mit seinem Laptop ausgerüstet, wenn die Kunden keine E-Mailadresse hatten … Doch, doch, das war 2014 noch häufiger der Fall und für uns kein Problem. Zumal „unser Dschürgen“ dann immer einen Grund mehr zum Schnacken bei den Kunden hatte und oft mit einem Thema „mitten aus der Stadt“ zurückkam.

Er ist seit nunmehr drei Jahren nicht mehr Mitglied unseres Teams, was uns ab und zu noch komisch vorkommt. Obschon Karin Niemöller in seinen sprichwörtlichen Fußstapfen ebenso gut unterwegs ist. Und das in Zeiten, in denen der Job, erfolgreich Anzeigen zu akquirieren, manchmal schwieriger ist, als eine Privataudienz beim Papst zu bekommen. Gründe für Unwilligkeit und Absagen oder das Vertrösten auf die nächste Ausgabe gab es gerade in den vergangenen Corona-Jahren genügend und auch in den Jahren davor sahen selbst unsere Stammkunden hin und wieder den Anlass für eine Anzeige im Stadtmagazin „jetzt gerade nicht“ gegeben. Da gab es mit den Herausgebern so manches Krisengespräch, denn alle zwei Monate eine zunächst 7.500er und schließlich 10.000er Auflage auf den Markt zu bringen, zu finanzieren, war nicht selten ein Kunststück. Immerhin liegen das Stadtmagazin und das Magazin für Stadt. Land. Leute überall kostenlos aus. Doch selbst wenn die Waage zwischen Kosten und Ertrag noch so schief hing, haben Mutlus am Stadtmagazin festgehalten und waren zudem mutig genug, sich auf das zweite Magazin einzulassen. Trotz des Mitbewerbers und weil sie sich nie und an keiner Stelle in die Themen und Inhalte der Magazine eingemischt haben oder das für die Zukunft planen. Denn, das wissen sie, das können wir besser.

Das Finden der Themen, wie wir sie angehen und umsetzen, ist immer eine Gesamtproduktion, und ohne den Begriff „Team“ strapazieren zu wollen: Wir machen die Magazine zusammen. Helfen auch schon mal im Anzeigenverkauf mit während Karin Niemöller vielleicht Anzeigen zusammenbaut. Weil sie’s als Mediengestalterin kann und weil Daniela Wilke gerade in die Layouts vertieft ist. All das findet an den Schreibtischen in unseren „Home-Offices“ statt, denn diese Art des Arbeitens haben wir schon kultiviert, als es den Begriff „Home-Office“ noch gar nicht gab. Was nur möglich war und ist, weil wir die gleiche Sprache von Verstehen und Verständnis sprechen, weil wir uns vertrauen, respektieren und keine Hierarchien kennen.

Ja, wir sind eine bunte Gruppe, die sich übrigens auch nicht zu einem Gruppenfoto für diese Publikation zusammenfinden konnte, weil jede:r irgendwo herumsauste, Außentermine hatte und „schreiben muss ich ja auch noch!“ Wir sind perfekt aufeinander eingespielt, auch heute, wo unsere Redaktion aus immerhin zehn Mitglieder:innen besteht – alle freischaffend. Mit Maria Thanh Mai Phan (18) als der Jüngsten, mit Alfred Panschar (85) unserem Methusalem und jeden Alters dazwischen. Wie es aussieht, wird bald auch eine Sechzehnjährige dazukommen. Sie hatte sich gemeldet, weil sie bei uns „mitmachen“ möchte. Wie auch andere, die ab und zu mit Beiträgen dabei, für das Gesamtbild der Magazine aber und damit für uns von großem Wert sind – mit ihrer Auffassung ein Thema zu sehen, ihrer Sprache, den neuen Impulsen.

Auch sie werden an den nächsten Redaktionskonferenzen teilnehmen. Wobei der Begriff Redaktionskonferenz viel zu trocken ist, für das, was wir darunter verstehen. Immer in einem Restaurant oder Café, immer mit leckerem Essen dabei, immer an einem großen Tisch, und auch ein Gläschen Sekt ist inklusive. Im Vorfeld sind alle gebeten, sich Themen auszudenken, und dass die meisten auf die Region bezogen sind, ist selbstverständlich, wie auch die Blicke über den Tellerrand. Gleichzeitig zeigen sie in Auffassung und Qualität das Verständnis und die Empathie für das, was geschieht. Oberflächlichkeiten finden bei uns nicht statt, Themenklau oder „abschreiben“ natürlich auch nicht. Und wenn sich während der Produktion herausstellt, dass die Thematik „verbrannt“ ist, weil beispielsweise erst jüngst in anderen Lokalmedien darüber berichtet wurde, dann stellen wir das Ganze zurück. Bis die Zeit gekommen ist, es im Charakter unserer Magazine erneut aufzuarbeiten.

Natürlich gehen wir darüber hinaus auch Themen an, die entferntere oder globale Hintergründe haben. Da wird dann über den Zweck diskutiert, denn Sinn hat der Vorschlag ja, sonst wäre er nicht gemacht worden. Nicht selten ergibt sich aus einer Thematik eine weitere oder solche, die sich verbinden lassen – bei uns bleibt kein Input unbeachtet. Bis zum „das machen wir so“, und wem dieses und jenes Thema am besten liegt, der:diejenige bekommt den Auftrag. Das ist an dieser Stelle mein Job, schließlich weiß ich, welche Themen zum Beispiel Sigrid Lünnemann am liebsten bearbeitet, wie Portraits von Menschen, immer nah an ihren Besonderheiten; Begegnungen mit der Natur, Chroniken und aktuelle Stadtgeschichten. Auch Julia Logemann fühlt sich auf diesen Terrains sehr wohl und da sie Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Wildeshausen ist, hat sie uns auch gleich das richtige Gendern nahegelegt. Den Doppelpunkt vor dem :innen und wie man es ausspricht. Was nicht schwer ist, schließlich sagt man ja auch Spiegel:Ei, wenn man das Pfannengericht benennt. Und Spiegelei, wenn man sich selbst … Sie wissen schon. Respekt zu haben ist so einfach, man selbst will ja auch so gesehen und geschätzt werden, wie und wer man ist. Wir auch.

So lässt Klaus Deux uns regelmäßig an seinen Fahrradtouren über alpine Horizonte hinaus teilnehmen, mit Fotos, die seine Fan-Gemeinde von Ausgabe zu Ausgabe anwachsen lässt. Zudem schöpft er für geschichtliche Spaziergänge durch Cloppenburg aus seinem schier unermesslichen Fundus an historischen Geschichten, Erinnerungen und Fotomaterial dazu. Und Alfred Panschar hat einen ebensolchen, riesengroßen Schatz, mitsamt den Erinnerungen an so Vieles, was sonst vergessen wäre: Wildeshausen, die Umgegend und Vechta betreffend. Während Mechtild Ottenjann sich mit Leidenschaft und Verve aktuellen Themen im Hier und Jetzt, ob als Portraits oder im Interview-Stil, annimmt. Immer klar dargestellt, rücksichtsvoll, oft mit einem Augenzwinkern. So echt wie die Empathie in Gina Wichmanns liebevoll, aber auch kritisch geschriebenen Reportagen und so nahbar wie die unfassbar tiefgründigen „Betrachtungen einer Jugendlichen“ der erst 18-jährigen Maria Thanh Mai Phan. Dass sie zudem eine Meisterin der Illustrationen ist, macht das „Gesamtpaket Maria“ für uns umso verblüffender, wertvoller.

Yilmaz Mutlu (rechts) war Ende 2013 der Initiator für das Stadtmagazin. Seitdem  sind in Cloppenburg & umzu 46 Ausgaben erschienen. Von Anfang an dabei und seither auch redaktionell sowie für die Realisierung  verantwortlich, ist Ulla Schmitz (links).

Bei möglichen Interessensüberschneidungen entscheide ich, wer welches Thema macht und wenn ich als Antwort ein „Och nö Ulla“ bekomme, werde ich schon jemand ander:en finden. Oder mache es selbst, wie so einige andere Stories jetzt, in Zukunft und schon zuvor, denn auch ich bin von Anfang an dabei. Bin verantwortlich für das jeweilige „Gesamtpaket Magazine“, bis hin zur Verantwortlichkeit im Sinne des Presserechts (V.i.S.d.P.). Recherchiere, interviewe, schreibe und fotografiere wie alle anderen aus dem Team und bin nach wie vor fasziniert von der Materie. Von ihrer Vielfalt, die wir aufgrund unserer redaktionellen Selbstständigkeit in extenso ausnutzen können. Was sich in der Vergangenheit nicht zuletzt auch darin zeigte, dass einige Texte immer länger wurden… Ja, es waren vornehmlich meine. Bis wir Zuschriften bekamen: „Ihr habt so tolle Themen, aber macht die doch nicht immer so lang! Das kann ja keiner lesen!“

Na gut, danke! Also gibt es für die Beiträge jetzt eine Maximallänge, und wo mehr gesagt werden muss, sind Fortsetzungen der Clou. Dafür ist mehr Platz für noch mehr Reportagen, Interviews, Geschichten und was sich sonst so tut. Aus diesem geänderten Konzept heraus hat Daniela Wilke ein neues Layout entwickelt, gleich auch mit anderen Farben. Kreativ und selbstsicher, wie sie nun mal ist. Das wird jetzt so lange unser „Outfit“ bleiben, bis es ihr auf die Nerven geht und sie möglicherweise mal wieder an einem grauen Wintersonntagnachmittag nachfragt, ob ich nicht auch ein anderes Layout besser finden würde.

Dabei heraus kam unsere „helle Phase“, die vor kurzem vom aktuellen Stil abgelöst worden ist. Mal sehen, was sich daraus und sonst noch so entwickelt. Vieles andere wird ja auch anders, immer wieder. Wir haben da so unsere Vorstellungen! Was bleibt, sind wir. Und Yilmaz Mutlu hat jetzt auch eine Zeitung, ein Wochenblatt, das die Krapendorfer Verlagsgesellschaft mbH herausbringt. Aber das ist eine andere Geschichte …