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Open Source Software schützt

23.02.2023
Autor: Christian Nordlohne

„Die USA sanktioniert die EU nach Unstimmigkeiten in der Außenpolitik. Betroffen sind vor allem Nutzer der großen Softwarehäuser wie Google, Oracle, Microsoft und Apple.“ Nachrichten dieser Art könnten viel Nervosität in fast allen deutschen Unternehmen – vom Mittelstand bis hin zum börsennotierten Unternehmen – erzeugen, denn die Abhängigkeit ist so groß, dass wahrscheinlich ein Großteil der Produktion in Deutschland stillstehen würde.

Dipl. Informatiker Christian Nordlohne guckt gerne über den Mainstream-Tellerrand hinaus.

Umso unverständlicher, dass kaum ein Unternehmen sich die Mühe macht, über den Mainstream-Tellerrand hinauszuschauen, denn für fast alles gibt es in der Open Source Community Alternativen. Seit Einführung des Activation Keys bei Windows XP (2001) arbeite ich immer zufriedener auf dem Desktop mit Linux, habe mit verschiedenen Distributionen experimentiert und vermisse nicht viel aus der Windows Welt. Wenn doch mal etwas fehlt, kann man dann ja auch die eine oder andere Applikation wieder auf dem Desktop virtualisieren. Dieser kleine Exkurs soll zeigen, was gehen könnte, ist aber hier nicht das Thema.

Was de›nitiv geht, weil wir es seit der Gründung von experia internet solutions vor über 20 Jahren so handhaben, ist die Anwendung von Open Source auf unseren Servern und die Entwicklung von Software mit lizenzfreien Produkten. Nicht aus Kostengründen, sondern wegen der Nähe zu den großen Innovationen bauen wir bei experia unsere Systeme konsequent auf Open Source auf. Das Internet basiert ja praktisch auch darauf.

Bei experia fängt das ganz unten bei eigener Hardware an, geht weiter bei der Virtualisierung der Server, wo dann die Betriebssysteme der darauf laufenden Virtual Machines frei jeder Lizenz bereitstehen. Weiter geht es zu den Basisdiensten wie DNS, Datenbank, Web, Mail oder Backup. Also der gesamte Stack bis hin zur Website wird ausschließlich lizenzfrei bedient. Wir lieben diese Art des Hostings, weil wir jederzeit in allen Komponenten nachsehen können, wo eventuelle Probleme entstehen und wie sie zu lösen sind. Viele andere Webentwickler bieten nur einen Teilbereich an, Software oder Hardware oder beides werden der Einfachheit halber outgesourct. So fehlt es aber an wertvollem Know-how zur Optimierung und Wartung der Websites.

Stark nachgefragt: Individuelle Software-Entwicklungen nach Kundenwunsch – wie die interaktive Tankstellenkarte von Alternoil.

Kommen wir zum zweiten experia-Kernprodukt neben dem Hosting, zum Content Management System kurz CMS oder eingedeutscht „Inhalte-Bereitstellungs-System“ also der Software, mit der wir immer mehr Unternehmenswebsites im OM darstellen und verwalten. Das experia CMS „CosMoS“ ist nach dem gleichen Prinzip mit Hilfe von Open Source Komponenten wie PHPs/Javascript und CSS entstanden und eine komplette Eigenkomposition. Was vor 25 Jahren – als das Internet auch für uns Neuland war – mangels Alternativen begonnen wurde, wird heute aus Überzeugung betrieben. Denn kein System würde sich so in den experia Workflow einpassen wie unser eigenes CosMoS.

Die Vorteile liegen auf der Hand: Keine Lizenzgebühren, eine hilfsbereite Community, eine Lösung für fast jedes Problem und klare, regelmäßige Update Routinen. Nebenbei spricht langfristige Nutzung der Hardware und weniger Bespitzelung durch die Großen dafür – um nur einige Punkte zu nennen. Bezogen auf die Unternehmen, die Open Source nicht nutzen, muss ich gleich meine erste Aussage wieder relativieren. Gerade die großen Unternehmen haben schon längst erkannt, welches Potenzial in dieser Art der Entwicklung steckt:

  • IBM kaufte Redhat, eine Linux Distribution mit professionellem Support, für 34 Milliarden Dollar;
  • Oracle übernahm MySQL, um mit der zu stark werdenden Datenbank Konkurrenz aus dem Weg zu räumen;
  • Microsoft hat sich mit Github nun den direkten Draht zu 56 Millionen Entwickler:innen verschafft;
  • Google entwickelt Android, das Mobiltelefon-OS neben dem iPhone mit Linux als Unterbau.


Auch wenn viele das Ende der Open Source Idee darin sehen mögen, glaube ich nicht, dass es der Bewegung noch etwas anhaben kann. Sogenannte Forks (Abspaltungen eines Projekts mit Neuorientierung der Entwickler:innen) von wichtigen Produkten können ja jederzeit wieder neue gleichwertige Produkte erzeugen und die Gemeinde umlenken, wie jüngst bei dem Nachfolger von MySQL zu MariaDB geschehen.

Bild links: Produktivitäts-Allrounder „Tismon“: Hier abgebildet die Überwachung der virtuellen Maschinen. Ebenfalls eine Eigenentwicklung von experia. Bild rechts: Der WYSIWYG-Editor „CosMoS“ der Lohner Tafel mit individuell erweiterbaren, dynamischen Elementen, automatisch im Corporate Design des Kunden.

Aber wie funktioniert das ganze eigentlich? Im Prinzip ist die Verwendung der gemeinsam entwickelten Software gratis, Verbesserungen oder Anpassungen müssen ebenso wieder gratis zur Verfügung gestellt werden. Am Support jedoch kann jeder mit beliebigen Dienstleistungsmodellen verdienen. Beispielsweise kann ich keine Lizenzgebühren für Linux als Betriebssystem verlangen, aber sehr wohl meine Zeit abrechnen, in der ich Linux bei einem Kunden installiert habe. In unserem Fall installieren wir zum Beispiel einen Apache Webserver auf unserer Hardware für das Hosting von Webseiten und berechnen diese Dienstleistung, auch wenn auf dem Server lizenzfreie Webserver Software läuft. Es lassen sich viele weitere Modelle kreieren und auch wir nutzen weitere Dienstleistungen wie das schon erwähnte selbst entwickelte CMS-System oder Online-Kontrollsysteme.

Als Unternehmer muss man dabei natürlich die Kosten im Blick haben und wer nun denkt: Ganz schön clever, den muss ich nun auch gleich wieder enttäuschen, denn auch wenn wir keine konkreten Berechnungen dazu anstellen, würde ich sagen, es ist günstiger, Software zu kaufen als selbst zu entwickeln. Warum also das Ganze? Ohne in eine esoterische oder linke Ecke gestellt zu werden, glaube ich, dass heute jeder auch dem Gedanken einer shared community schon etwas abgewinnen kann. Die EU versteht sichauch im weitesten Sinne als eine große Gemeinschaft, in der der Profi›t nicht an erster Stelle steht. Investitionen, die wir nicht in Softwaredienstleistungen an ein großes US-amerikanisches Unternehmen zahlen, bleiben als Lohn in der EU und auch die dadurch entstandenen Kenntnisse bleiben hier.

Wobei wir wieder bei den eingangs erwähnten schlechten Nachrichten wären: Ein Huawei Handy ist durch die US Sanktionen praktisch wertlos. Hier liegt der Verlust bei 100 Prozent, was sich bei einem Handy verschmerzen lässt. Wäre jedoch nur ein Teil in unserer Produktionskette von heute auf morgen sanktioniert, hätten wir es als Unternehmen schon sehr schwer, mal eben umzustellen. Zumal wir 24/365 liefern müssen und jede Unterbrechung unserer Produktion unkalkulierbare Folgen hätte. Insgesamt haben wir also unterm Strich vielleicht keinen Gewinn erwirtschaftet, sind aber für die meisten Krisen gewappnet und es scheint gefühlt nicht weniger zu werden. Bei experia haben wir die grundsätzliche Entscheidung pro Open Source nie bereut, ganz im Gegenteil.

Die Entwicklung von Software im „Weltteam“ hält uns agil und flexibel. Man tauscht sich über Foren aus, anstatt in Warteschlangen von Hotlines auszuharren. Die Hoffnung, dass einem geholfen wird, ist schön, aber erfahrungsgemäß oft langwierig. Viele Support Hotlines werden vom Profi›t gesteuert, was nicht in jedem Fall zu dem gewünschten Erfolg, sondern oft einfach nur zu neuen Kosten oder Frustrationen führt.

Schön, übersichtlich, funktionell: Website www.frischbeton-lohne.de.

Im Gegensatz dazu ist Hilfe in der Community unbürokratisch. Man ›findet zu jedem Problem schnell eine Lösung, wir können unser CMS oder den Stack schnell und unkompliziert neuen Situationen anpassen, der Workflow passt sich der Dynamik unseres Unternehmens an. Des Weiteren unterliegen wir nicht dem Update-Diktat der großen Softwarehäuser. So können wir unser CMS und unsere Dienstleistungen dem Markt anpassen, bleiben dabei unabhängig und innovativ.

Mit dieser Haltung haben wir für unsere zahlreichen Kunden viel erreicht. Denn bei uns ist die Anwendung das Produkt, also das, was der Kunde nutzt, um seine Inhalte zu präsentieren. Und diese Anwendungen müssen einfach zu bedienen sein. Unser CMS „CosMoS“ ist einfach zu lernen (20 Minuten für die ersten Inhalte), modular aufgebaut (man sieht nur was man braucht) und beinhaltet einen Editor, bei dem man wirklich vorankommt. Alle weiteren Kundenwünsche programmieren wir hinzu, denn wir wissen ja wie es geht. Bleibt noch zu erwähnen, dass nach all diesem technischen Unterbau ein weiterer Anspruch unser Tun und Handeln von Anfang an vorangetrieben hat: der ästhetische Anspruch einer Webseite.

Denn nur mit einer schön gestalteten Webseite präsentiert man sein Unternehmen der ganzen Welt in angemessener Form und neben Funktion, Erreichbarkeit und all der notwendigen Technik ist der Anspruch an die gra›sche Gestaltung das Aushängeschild von experia internet solutions. Da hilft auch die schnellste und stabilste Website nichts, wenn sie nach nichts aussieht. Schon vor 20 Jahren und auch heute noch gilt der Spruch: Besser keine Website als eine schlechte.