Spargel

Sonderkultur mit Biss

„Spargelsilvester" – gibt es wirklich. Berthold Niehaus jun. aus Ehren ist schon mit Spargel aufgewachsen. Heute hat sich der Betrieb in Ehren neben Heidelbeeren, Erdbeeren, Äpfeln und Himbeeren auf das knackige Gemüse spezialisiert. Zum Saisonstart verrät der Obstbauer im Interview, was die „Sonderkultur" so besonders macht.

Es war vor Kurzem schon frühlingshaft. Können wir also uns zu Ostern auf heimischen Spargel freuen?

Berthold Niehaus: Ja, definitiv. Wir ernten bereits seit Ende März. Das Wetter kam uns sehr entgegen. Wenn die Temperaturen anhalten – und vor allem die Nächte nicht wieder kalt werden – hat der regionale Spargel 2022 einen guten Start.

Das Ernten ist sozusagen das Finale. Wann hat ihr „Spargeljahr" begonnen?

Wir arbeiten seit Februar auf den Feldern. Genaugenommen beginnt das Spargeljahr aber am 24. Juni des Vorjahres, dem Johannitag. Das ist traditionell der letzte Erntetag – unter Anbauern auch „Spargelsilvester" genannt. Danach lassen wir die Pflanzen austreiben. Bis September reichen sie knapp zwei Meter hoch. Während der langen Blüte brummt und krabbelt es auf den Feldern, Pollen und Nektar ziehen Insekten an. Durch Photosynthese und unsere Düngung nehmen die inzwischen buschigen Pflanzen Nährstoffe auf. Wenn die im Herbst mit dem Vergilben des Laubes in den Wurzeln eingelagert sind, arbeiten wir das „Spargelstroh" in Winterdämmen in den Boden ein. Im Februar formen wir dann die Dämme, die wir zum Ernten qualitativ hochwertiger Stangen benötigen. Dazu gehört auch die Folienabdeckung.

„Am 24. Juni ist Spargelsilvester."

Wozu dienen die Folien?

Direkt auf den Dämmen liegt eine schwarz-weiße Folie, die gleich mehrere Funktionen erfüllt. Sie hält den Boden feucht, frei von Beikräutern, und zieht vor allem Wärme an, die wir für einen frühen Erntebeginn benötigen. Außerdem bleiben die Spargelköpfe unter diesem Sonnenschutz schön hell. Die transparenten Folientunnel schaffen ein zusätzliches Wärmepolster. Zur Ernte heben wir diese Folien täglich an.

Ein hoher personeller und materieller Aufwand ...

Ja, aber wir halten ihn so ressourcenschonend wie möglich. Die Folien werden mit sogenannten elektrischen „Erntehilfen" angehoben und auch wieder abgesenkt. Sie transportieren auch gleich die Ernte und reduzieren so die körperliche Belastung unserer Arbeitskräfte. Die mechanischen Erntehilfen sind akkubetrieben. Ein Satz Akkus ist auf dem Feld, während der zweite an der hofeigenen Photovoltaikanlage lädt.

Und die Folien?

Die Folien sind aus Polyethylen und werden lange wiederverwendet. Die anfangs aufgelegte Folie hält das ganze „Spargelleben" lang, also etwa acht bis neun Jahre. Sie wird jährlich für die Erntezeit aufgelegt und dazwischen eingelagert. Wird das Feld erneuert, ist die Folie ein wertvoller Rohstoff. Sie wird gereinigt, geschreddert und dann als Granulat verarbeitet. Unser Hof versucht sich stetig nachhaltig weiterzuentwickeln. Unsere Kühltechnik zum Beispiel setzt bewusst auf Glykol als umweltfreundliches Kältemittel.

Kommen wir nochmal zum Spargel. Im Verkauf finden wir verschiedene Handelsklassen. Gibt es eigentlich auch unterschiedliche Sorten?

Ja, auch wenn im Handel nur von „weißem" und „grünen" Spargel die Rede ist, die gibt es. Wir nehmen laufend Flächen aus der Ernte und verjüngen unseren Bestand. Bei der Sortenauswahl für die Neupflanzungen lassen wir uns von den Fachleuten der Landwirtschaftskammer Niedersachsen beraten. In Kooperation mit der Vereinigung der Spargel- und Beerenanbauer e. V. stellen sie jährlich auf einem Feldtag aktuelle Versuchsergebnisse vor. Spargelsorten können sich etwa in der Frühzeitigkeit, den Bodenansprüchen oder den Stangengewichten unterscheiden. Auch wenn sich die Stangen für die Verbraucher nicht unterscheiden.

Erklären Sie das auch bei Ihren Spargelführungen*?

Ja, bei den Touren im Rahmen der Spargelwoche dürfen die Gäste hinter die Kulissen blicken. Ich erläutere den Anbau, führe über unseren Hof und wer mag, darf sich auch mal im Spargelstechen versuchen. Leider ist meine Zeit in der Saison begrenzt, so dass es nur wenige Termine gibt. Grundsätzlich öffnen wir unseren Hof gerne. Ich bin davon überzeugt sind, dass die Verbraucher sich dafür interessieren, wo ihr Essen herkommt. Unsere Produktionshalle ist extra so konzipiert, dass sie hygienesicher besichtigt werden kann. Ich hoffe, dass solche Touren bald wieder leichter möglich werden.

Abschließend die Frage, an der sich die Geister scheiden: Essen Sie Ihren Spargel lieber mit Butter oder mit Sauce Hollandaise?

Ohne alles. (lacht) Tatsächlich schmeckt mir Spargel pur am besten. Neue Kartoffeln sind eine tolle Beilage, auch ein guter Schinken. Grünen Spargel finde ich vom Grill besonders lecker, zum Beispiel mit gebratenem Speck.

 

 

Zum Unternehmen
1962 entschieden Berthold und Maria Niehaus, ihre Landwirtschaft um die „Sonderkultur" Spargel zu erweitern. In den 1970er Jahren folgten Erdbeeren und Heidelbeeren, seit den 1980ern bietet die Familie im Hofladen neben Spargel und frischen Früchten ganzjährig selbstgemachte Konfitüren, aufgesetzten Wein, sortenreinen Apfelsaft und vieles mehr an. 1993 übernahm der gelernte Obstbauer und Landwirtschaftsmeister Berthold Niehaus jun. den Betrieb. Außer im Hofladen gibt es Niehaus' Produkte heute an saisonalen Verkaufsstellen in der Region. Im Winter liefert ein Verkaufsmobil 14-tägig aus. Himbeeren und Heidelbeeren bietet Niehaus auch zum Selbstpflücken an.

* Im Rahmen der Spargelwochen verlosen wir im April auf Instagram und Facebook einige Plätze für die beliebten Spargeltouren. Es lohnt sich – nicht nur dafür – unsere Kanäle zu abonnieren!

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Instagram: @meinom