Pipeline-Bau

Mit Rohren erfolgreich

Die Inbetriebnahme der durch die Ostsee verlaufenden Gas-Pipeline „North Stream 2" steht seit langem in der politischen Diskussion. An ihrer Weiterführung an Land war auch ein Familienbetrieb aus dem Oldenburger Münsterland maßgeblich beteiligt. Sein Chef plant bereits die nächsten Schritte.

Als Alexej Miller, Chef des russischen Gazprom-Konzerns Anfang September verkündete, das letzte Verbindungsstück der Pipeline North Stream 2 sei nun verschweißt, hörte man auch in Essen/Oldb. genau hin. Rund zwei Jahre lang hatten Mitarbeiter der Firma Schrand an einer Trasse gearbeitet, die das aus Russland stammende Gas zukünftig über die europäische Ferngasleitung EUGAL von Lubmin bei Greifswald an der Ostsee bis nach Tschechien transportieren soll. Auf einem rund 120 Kilometer langen Teilabschnitt in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg wurden Rohre mit einem Durchmesser von 1,40 Metern verlegt und verschweißt. Die Transportkapazität der Leitung liegt bei 55 Milliarden Kubikmeter Erdgas pro Jahr.

Die Schrand Schweißunternehmen und Pipelinebau GmbH wurde 1972 von Franz Schrand, einem gelernten Heizungsbauer, gegründet. Er spezialisierte sich mit seinem Team auf das Verschweißen von Hochdruck-Erdgas- und -Erdölpipelines sowie auf den dazugehörigen Stationsbau und baute auch den Industrie- und Anlagenbau zu einem attraktiven Geschäftsfeld aus. Hier führt Schrand in erster Linie Aufträge aus dem Oldenburger Münsterland aus, häufig kommen sie aus der Lebensmittelindustrie. „Inzwischen sind wir bei einem jährlichen Umsatz von rund 14 Millionen Euro angelangt", sagt Timo Schrand.

Der aus Bevern stammende Sohn des Gründers studierte an der TU Braunschweig Finanzwirtschaft und Bauingenieurwesen. Nach dem plötzlichen Tod seines Vaters 2016 rückte er im Alter von 29 Jahren in die Verantwortung. Seither führt er das Unternehmen gemeinsam mit seiner Schwester Eva Schrand-Bischoff. Zur Stammbelegschaft gehören heute rund 90 Mitarbeiter. Je nach Auftragsvolumen werden die Teams auf bis zu 150 Leute aufgestockt – wie etwa beim EUGAL-Projekt.

„Ich will mir nicht sagen müssen, dass ich nicht alles in meinem Leben probiert hätte."
Timo Schrand

Mit einer zweiten, 2019 erfolgten Firmengründung versucht Timo Schrand an den Erfolg anzuknüpfen. Die Schrand Engineering und Investment GmbH soll sich als Bauunternehmen in der Region etablieren. Auch Investitionen im Gesundheitssektor stehen auf der Agenda. So ist man etwa an der in Potsdam ansässigen forsorge sol. GmbH beteiligt, die sich mit der Entwicklung von Notfallversorgungssystemen befasst. Die Frage nach seinem persönlichen Antrieb beantwortet der 34-Jährige wie folgt: „Ich brauche feste Strukturen, darin kann ich gut arbeiten. Und ich will mir später nicht sagen müssen, dass ich in meinem Leben nicht alles probiert hätte, was möglich gewesen wäre."