Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre: Knotenpunkt 61

Bei Fischen, Fröschen und Waldgeistern

01.07.2023

Verwachsen, verwunschen – und doch von Menschenhand geprägt. Rund um die Ahlhorner Fischteiche wechseln sich extensiv bewirtschaftete Wasserflächen und wilder Urwald ab. Ein Refugium für Mensch und Tier und ein lebendiger Ort der Wissensvermittlung. Wir finden: Der Knotenpunkt 61 ist eine eigene Reise wert.

Der Parkplatz „Am Karpfen“ kündigt es schon an: Hier dreht sich alles um Fisch. Und wer nach seiner Wanderung oder Radtour hungrig ist, kann ihn fast das ganze Jahr über auch vor Ort verspeisen. Vorher gibt es aber eine Menge zu entdecken. Stolze 465 Hektar umfasst das Naturschutzgebiet Ahlhorner Fischteiche. Wo zuvor Heideflächen, Moore und Sanddünen die Landschaft prägten, entstanden Ende des 19. Jahrhunderts durch Handarbeit Teiche und Grabensysteme. Die günstige Lage und eine nahezu neutrale Wasserqualität sollten für eine Teichwirtschaft im Großherzogtum Oldenburg genutzt werden. Ein riesiges Unterfangen. Bei Fertigstellung 1929 umfasste das Projekt 54 Teiche mit einer Wasserfläche von gut 200 Hektar – heute werden noch über 40 mit einer Gesamtfläche von 120 Hektar bewirtschaftet. Und das Gebiet ist als Wasserbauliches Kulturdenkmal anerkannt. Wer es nicht auf eigene Faust erkunden möchte, kann sich an den fünf ausgeschilderten Rundwegen orientieren, oder sie zu längeren Touren kombinieren.

Heute betreiben die Niedersächsischen Landesforsten die Teichwirtschaft Ahlhorn. Sie ziehen unter anderem Spiegel- und Schuppenkarpfen, Schleien, Hechte oder Zander auf. In einer eigenen Anlage wachsen jährlich etwa Bach- und Regenbogenforellen heran – für den Verkauf als Frischfisch oder Räucherware im Hofladen und als Besatzfische für Vereine, Privatteiche und andere Bereiche. Im Hofladen gibt es neben Fisch auch Wildfleisch zu kaufen. Gefroren als Braten oder Bratwurst, je nach Saison ebenso vom Dam- und Schwarzwild. Wer den Räucherfisch direkt vor Ort verzehren möchte oder sich selbst Verpflegung mitgebracht hat (unbedingt empfohlen), kann das an den urigen Tischen am Picknickplatz tun. An Automaten gibt es weitere Verpflegung. Die nächsten Gasthäuser liegen weiter entfernt.

Auf dem Gelände der Teichwirtschaft befindet sich auch das Waldpädagogikzentrum Ahlhorn. Es koordiniert die waldpädagogischen Aktivitäten der Landesforsten in Weser-Ems. Im „Alten Hälterhaus“, einem sanierten, historischen Gebäude der Teichwirtschaft ist heute eine Erlebnisausstellung aufgebaut. Gäste können sich kostenlos über den Lebenszyklus der Fische, die Arbeit der Fischwirte und die Ökologie der Ahlhorner Fischteiche informieren. Die Ausstellung ist donnerstags und freitags geöffnet. Für viele unerwartet: Auf einer Insel in den Teichen gibt es ein  Seminarhaus und eine Kapelle mit benachbartem Glockenturm. St. Petri – wie sollte sie hier auch anders heißen? –, lädt zu Andachten, Meditationen und Gottesdiensten ein. Nicht weit davon befindet sich das Naturdenkmal „Zwölf Apostel“. Eine steinzeitliche Menhiranlage, die möglicherweise als Kalendersteine zur Beobachtung des Jahresverlauf der Sonne diente.

Das Schutzgebiet Ahlhorner Fischteiche hat zu jeder Jahreszeit seinen Reiz. Mit ein wenig Glück und Geduld lassen sich seltene Vögel wie Eisvogel, Schellente oder Seeadler beobachten. Wegen der naturnahen Ausprägung der Teiche und der Bachniederung beherbergt das Feuchtgebiet ein für das nordwestliche Niedersachsen einzigartiges Amphibienvorkommen. In dem großen Wegenetz finden sich immer Abschnitte, auf denen man mit sich und der Natur allein sein kann.

Tipp: Ein Fernglas einpacken und genügend Zeit mitbringen. Rast- und Pausenplätze gibt es reichlich. Ebenso rustikale Bänke aus Baumstämmen, komfortable Sitzgruppen mit Tischen oder Schutzhütten. Oder darf es die geschwungene Bank mit Sonnendach und Teichblick sein? Überall gibt es etwas zu entdecken. Mal begegnet man einer aus einem Baumstumpf geschnitzten Eule, an anderer Stelle schaut ein hölzerner Bär von einer Schutzhütte hinab. Am metergroßen Wald-Xylophon aus Stämmen lassen sich mit Holzhämmern Töne erzeugen, wie es schon unsere ältesten Vorfahren gemacht haben.

Schon an den Fischteichen kommt man sich mitunter vor wie im Urwald. Wo der Boden zu weich ist, geht es über Holzplanken, Brücken und Stege. Immer wieder führen die Wege bis ans Ufer und eröffnen neue Perspektiven auf Wasserflächen, Inseln und überhängenden Bäume. Einen echten Urwald gibt es im Süden des Schutzgebiets zu entdecken: den Urwald Baumweg. Alte Kratteichen und Buchen prägen die etwa 61 Hektar. Ihre urwüchsige Form haben sie durch die einstige Beweidung mit Schafen und Schweinen erhalten. Zusammen mit teils abgestorbenen Bäumen, Farnen, Moosen und Schlingpflanzen schaffen sie eine fast mystische Stimmung. Und einen idealen Lebensraum für höhlenbrütende Vogelarten, holzbewohnende Insekten, geschützte Blütenpflanzen und Pilze.

Noch ein Tipp: Orientierung gibt in dem weitläufigen Gebiet das Faltblatt „Naturerlebnis Ahlhorner Fischteiche und Urwald Baumweg“, das von den örtlichen Touristeninformationen digital und in gedruckter Form herausgegeben wird. Neben einer Wanderkarte enthält es Vorschläge für Rundwege, Erklärungen zu den einzelnen Stationen sowie die aktuellen Öffnungszeiten und Kontaktdaten.

Aktueller Hinweis

Der Hofladen der Teichwirtschaft Ahlhorn hat vom 1. Juli bis 26. Juli 2023 Sommerpause. In dieser Zeit wird auch der Räucherfischautomat nicht bestückt.

Anfahrt

Direkt am Knotenpunkt 61 befindet sich der Wanderparkplatz „Am Karpfen“ (Emstek, von der B213 auf die Straße „Zu den Fischteichen“ abbiegen, dann ca. 3,6 km). Direkt gegenüber ist ein kleiner Spielplatz, auf dem die Jüngsten sich schon vergnügen können, solange die Eltern sich orientieren.