Trail Running

Im Laufschuh über Stock und Stein

Über 20 Millionen Deutsche gehen regelmäßig laufen. Vor allem das sogenannte „Trail Running" wird unter Läuferinnen und Läufern immer beliebter. Asphaltierte Straßen werden hier gegen gewundene Pfade durch Wald und Wiesen eingetauscht. Besonders für Fortgeschrittene bietet diese Art des Laufens eine neue Herausforderung.

Uwe Middendorf ist Läufer aus Leidenschaft. Die beliebtesten Großstadtmarathons und Landschaftsläufe in Deutschland, z.B. den Rennsteiglauf, hat er schon alle mitgemacht. Auch im Alpenraum hat er bereits an einigen bekannten Läufen wie Biel, K78, Rock the Top (Zugspitze), Jungfrau und Pitz Alpine erfolgreich teilgenommen. Und danach? Noch weiter? Noch schneller? Nein, eine ganz neue Herausforderung sollte es sein. So entdeckte der Dinklager das Trail Running für sich. Nach einigen Jahren bei den Lohner Waldschleichern hatte er die Idee, selbst eine Laufgruppe zu gründen. Gemeinsam mit Ferdinand Erken bringt Middendorf in der Laufgruppe „Trail Explorer" heute rund 130 Läuferinnen und Läufer aus dem gesamten Landkreis Vechta und umzu zusammen – Tendenz steigend.

„Der Reiz am Trail Running liegt für viele darin, sich nicht nur sportlich zu betätigen, sondern auch die Natur zu entdecken."
Uwe Middendorf

Für sie arbeiten die beiden Laufbegeisterten Strecken bis 25 Kilometer im Landkreis und darüber hinaus aus. Die Mindestlänge beträgt zehn Kilometer. „Wer diese Entfernung in einer Stunde gut zurücklegen kann, also etwa sechs Minuten pro Kilometer braucht, ist bei uns gut aufgehoben", sagt Middendorf. Grundsätzlich steht bei den Trail Explorern aber nicht der Leistungsgedanke im Fokus. „Der Reiz am Trail Running liegt für viele darin, sich nicht nur sportlich zu betätigen, sondern auch die Natur zu entdecken. Wir verbinden Sport mit Tourismus vor der eigenen Haustür." Passend zur Strecke gibt es für die Teilnehmenden ausgewähltes Informationsmaterial an die Hand – zum Beispiel über das älteste Heuerhaus in Dinklage oder zur Entstehungsgeschichte eines Hochmoores. Im Vordergrund steht auf allen Strecken der Naturschutz: Gelaufen wird überwiegend auf offiziellen Wegen und Pfaden. In der Brut- und Setzzeit nehmen die Trail Explorer besondere Rücksicht auf die Natur.

Bringen Läufer aus dem OM zusammen: die Trail Runner Ferdinand Erken (links) und Uwe Middendorf.

Abwechslungsreiche Strecken für jeden Geschmack

Die Kommunikation erfolgt größtenteils per WhatsApp- oder Signal-Messenger. Die Strecken und Termine werden in den Gruppen bekanntgegeben, die Teilnahme ist kostenfrei und erfordert keine vorherige Anmeldung. Auf dem Facebook- und Instagramkanal „Laufen im OM" werden Fotos und Berichte der Lauftreffen gepostet.
Vor Corona nahmen im Schnitt 40 bis 50 Personen pro Lauf teil. „Die Gruppenstärke haben wir aktuell natürlich deutlich reduziert." Gelaufen wird nur in der aktuell zulässigen Gruppenstärke. So werden die geltenden Vorschriften eingehalten, das Gemeinschaftsgefühl geht aber nicht gänzlich verloren.

Die Routen stellt Middendorf auch beim Laufportal Komoot online. „So können alle Mitglieder unserer Gruppe sich Anregungen holen und die Routen auch individuell laufen", sagt Middendorf. Rund 80 Strecken hat er dort bereits hochgeladen – Abwechslung garantiert: Hier finden sich sogenannte „Urban Trails" aus der Stadt in die Natur und zurück, Strecken durchs Moor und Crossläufe in hügeligem Terrain. „Letztere sind meine Favoriten", erzählt Middendorf. Die Dammer Berge seien zwar nicht gerade die Alpen, aber auch hier könne man auf schmalen, oft nur 30 cm breiten Single Trails den gesamten Körper fordern und dabei die vielseitige Landschaft der Region entdecken.

Über die Landkreisgrenzen hinaus

Den Landkreis Vechta kennen Middendorf und Erken inzwischen wie ihre Westentasche, und auch weiter südlich waren sie schon aktiv. Die Dörenther Klippen bei Ibbenbüren, das Pestruper Gräberfeld bei Wildeshausen und der Lengericher Canyon mit Tecklenburg sind nur einige Ziele außerhalb der Landkreisgrenze, mit denen sie ihre Laufgruppe bereits überraschen konnten. „Die Treffpunkte für unsere Läufe liegen nie weiter als eine Autostunde von Vechta entfernt, aber die meisten Orte kennen viele Leute trotzdem nicht", sagt Middendorf. Nach dem Lauf kommen sie deshalb nicht selten für einen Tagesausflug mit ihren Kindern zurück.

Auf der Suche nach neuen Strecken erweitern Uwe Middendorf und Ferdinand Erken ihr Einzugsgebiet unermüdlich. Bald ist auch wieder ein großer Lauf im Landkreis Oldenburg geplant: vom Café Sannum an der Hunte entlang, über den Jadeweg bis zur Steilen Wand und Juliansee. Und auch das nächste langfristige Ziel haben die beiden bereits ins Auge gefasst: „In diesem Sommer wollen wir uns auf den Landkreis Cloppenburg konzentrieren und auch dort Strecken ausarbeiten und uns weiter vernetzen." So laufen die Trail Explorer also bald im gesamten Oldenburger Münsterland.